1930 bis 1931 mussten sich die Rummelsberger beim Errichten des Brüderhauses schon wieder mit dem Thema Trinkwasser beschäftigen. Einen Notstand nennt es der damalige Rektor Karl Ludwig Dietrich Nicol in seinen Erinnerungen. Die vorhandene Wasserkapazität reichte wohl für die 300 Einwohner, nicht aber für ein- oder zweihundert mehr. Der Bau einer Wasserleitung für 50.000 Reichsmark hätte das ohnehin knappe Budget bei weitem gesprengt und war damit indiskutabel. Mit hängendem Kopf und trüben Gedanken verfolgte Nicol wohl damals die Fortschritte am Bau des Brüderhauses, wissend, wenn sich keine Lösung für das Problem finde, kein Bleiben in Rummelsberg möglich wäre.
Während das Haus flott in die Höhe wächst, wird innen der Grund zu den tiefen Kellern für die Heizung gegraben. Die Arbeiter stoßen auf den überall in der Gegend vorhandenen Sandstein, der hier eine „ziemlich große Mächtigkeit“ besitzt wie Nicol schildert. Mit Spitzhacken und Schaufeln machen sie sich ans Ausschachten, graben sich immer tiefer in den Fels. Als sie den Abraum wegschaffen, geschieht es: Aus fünf Felsspalten sprudelt ihnen frisches Nass entgegen. „Herr Rektor, wir haben eine Quelle entdeckt“: Mit diesem Ruf lösen sich auf einmal alle Wasser-, Bau- und Expansionsprobleme. „Wir wollten nicht wundersüchtige Menschen sein“, schreibt der Rektor dankbar, aber „wir freuten uns der sichtbaren Hilfe Gottes“. Schnell ist eine elektrische Pumpe gekauft, die das Wasser in alle Häuser pumpt.
Seit damals fließt das Wasser der Brüderhausquelle zu Tal, bewässerte früher die Gärten, Wiesen und Anlagen. Heute speist die Quelle den großen Brunnen vor dem Brüderhaus, lädt mit ihrem Plätschern zum Verweilen und Danken ein.
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